Ausnahme-Pianist eröffnet KlassikSommer

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Westfalen – Bernd Glemser ist gut für Sensationsgeschichten: Ein Pianist als jüngster Professor Deutschlands? Damals (1989) selbst noch Student, musste sich Glemser dafür eigens von der Musikhochschule in Freiburg abmelden – ohne Examen! Ein junger Pianist mit höchsten staatsbürgerlichen Weihen? Bundespräsident Johannes Rau zeichnete Glemser 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Ein Pianist mit olympischen Rekorden? Glemser brach den seit 1890 gehaltenen Rekord aller Mehrfach-Wettbewerbssieger und gewann 17 Preise in Folge.

Glemser ist ein Ausnahmekünstler. - Foto: Kurhaus Hamm

Skandalumwittert: Bernd Glemser ist ein echter Ausnahmekünstler. – Foto: Kurhaus Hamm

Mit einer außergewöhnlichen Bandbreite des Repertoires, das vom Barock bis zur Moderne reicht, zählt Glemser heute zur internationalen Pianistenelite. Die leidenschaftliche Virtuosität seines Spiels – gepaart mit geistvoller Eleganz – fasziniert das Publikum inzwischen von Chile bis China, wo er 1996 als erster Künstler aus dem Westen live im Fernsehen spielte. Die bisher erschienenen 33 CD-Aufnahmen erhielten fast ausnahmslos Auszeichnungen durch die Fachpresse.

Auf Einladung des Fördervereins KlassikSommer Hamm wendet sich Glemser bei der Voreröffnung des diesjährigen Festivals am Sonntag, 16. Juni, um 20 Uhr im Kurhaus Bad Hamm, Beethoven, Schumann und Chopin zu.

Ludwig van Beethovens Klavierwerke sind in der Klavierliteratur von epochaler Bedeutung. Die Klaviersonate Nr. 30 op. 109 in E-Dur aus dem Jahr 1820 ist seine drittletzte. Nach der gewaltigen Hammerklaviersonate op. 106 kehrte er, längst taub, mit ihr zu kleineren Dimensionen und einem intimeren Charakter zurück. Die Satzangaben sind mehr illustrierende Bemerkungen als Tempovorgaben, geben den Charakter und die innere Haltung vor, die sich Beethoven für sein Werk vorstellte. Die pianistischen Mittel werden zu schlichter, kammermusikalisch wirkender Zweistimmigkeit reduziert.

Ungewöhnlich umtriebig: Pianist Bernd Glemser fasziniert und begeistert das Publikum. Foto: Kurhaus Hamm

Ungewöhnlich umtriebig: Pianist Bernd Glemser fasziniert und begeistert das Publikum. Foto: Kurhaus Hamm

Sehr persönlich sind Schumanns “Kreisleriana” angelegt, in denen er alle seelische Zerrissenheit des Kapellmeisters Johannes Kreisler aus E. T. A. Hoffmanns Bildungsroman-Parodie “Lebensansichten des Katers Murr” legt – und wohl auch seine eigene.

Er selbst hielt den Zyklus “Kreisleriana” für die beste seiner Klavierkompositionen. In Kreislers Geschichte porträtiert sich Schumann selbst in acht Fantasiestücken. “Sie werden Ihnen ein Bild meines Charakters, meines Strebens geben”. Zugleich will er ein Abbild seiner zukünftigen Frau Clara schaffen: “Kreisleriana will ich es nennen, in denen Du und ein Gedanke von dir die Hauptrolle spielen”. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Schumann und Claras Vater, Friedrich Wieck, führten dazu, dass Clara darum bat, diese Widmung zu ändern. So erfolgte die Widmung an Frédéric Chopin.

Einzeln stehende Werke von Frédéric Chopin gestalten den zweiten Programmteil. In vielerlei Hinsicht gestatten sie einen persönlichen Blick auf Chopin. Genau wie die Barcarolle Fis-Dur ist die Berceuse Des-Dur, op. 57 ein Meisterwerk der Chopin´schen Variations- und Verzierungskunst. Die “Polonaise-Fantaisie”, op. 61, die zu den Polonaisen zählt, die Chopin veröffentlicht wissen wollte (erkennbar daran, dass er ihr eine Opus-Zahl gab), entstand 1845/46. Die technischen und den musikalischen Ausdruck herausfordernden Fertigkeiten, die ein Pianist mitbringen muss, machen das Klavierwerk zu einem Pflichtstück in der dritten Runde des in Warschau alle fünf Jahre ausgetragenen Chopin-Wettbewerbs. “Fantaisie” ist der Beiname und so gehorcht die Polonaise nicht einem schematischen Aufbau. “Fantaisie” steht für Freiheit in der Gestaltung.

Als Pole hat Chopin nicht nur der Polonaise, sondern auch der Mazurka ein Denkmal gesetzt. Die Mazurken waren für ihn Erinnerungen an die Heimat und seine Kindheit in der polnischen Provinz, Erinnerungen, die ihm Bodenhaftung gaben. Im Konzert werden seine Mazurken op. 59 Nr. 1 und 3 zu hören sein.

Kurhaus Hamm / Ostenallee 87  / 59071 Hamm
www.kurhaus-bad-hamm.de

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