Die Sprache des Holzschnitts

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Westfalen – Holzschnitte haben ihren besonderen Reiz. Das zeigt eine aktuelle Ausstellung im Kloster Bentlage mit Werken von Andreas Rosenthal.  Hinter ihnen steckt eine handwerkliche, mitunter kraftvolle Auseinandersetzung mit der Werkstoff. Da wird geschnitten, geritzt, gerissen und mit dem Stechbeitel herausgehoben. Die Konturen sind schroff – die Flächen kennen keine Verläufe, keine Abstufungen und Nuancen. Der Holzschnitt wirkt eben “holzschnittartig”, konturiert, hart und brachial. Der Künstler Andreas Rosenthal hat zu einer eigenen Sprache gefunden. Er spielt mit allen Varianten der Drucktechnik, erzielt eindrucksvolle Wirkungen indem er Farben mal negativ, mal positiv verkehrt oder auf farbigen Papieren und Kartons ausdruckt.
big_image_1357720892765Der 1950 in Düsseldorf geborene und seit 1972 in Münster lebende  Künstler Andreas Rosenthal zeigt erstmalig im Klosten Bentlage bis zum24. Februar 2013 eine umfassende  Auswahl von Blättern aus 20 Jahren Holzschnittarbeit; zwei Arbeitsphasen von 1993 bis 2005 und von 2007 bis heute, deren  Bildprozesse, Bildfindungen und -behauptungen auf den ersten Blick  nicht unterschiedlicher ausfallen können.
Holz_OT_K_1999-2003_0081993 bis 2005: das pure Schwarz/Weiß, gegenstandslos, ganz  konzentriert in den Akt des Holzschneidens, des Kerbens mit der Kettensäge, des Aufbrechens mit dem Flachdexel und des  anschließenden vielschichtigen Druckens von schwarz nach weiß. Die  Vehemenz der körperlichen Verausgabung ins Holz schlägt in klein  und großformatigen Druckergebnissen in ein nahezu heiteres,  kalligraphisches Spiel zwischen schwarz und weiß um, in Zartheit und  Leichtigkeit.2007 bis heute: Gegenständlichkeit und intensive  Farbigkeit; aus 18 Druckstöcken (“Steine”) und mehr als 100  Druckstöcken (“Gesten”) entstehen großformatige  Holzschnittmontagen.
Rosenthal druckt seine Holzschnitte in positiver wie in negativer Form, freistehend oder wie eingeschnitten in ausgewalzte  Farbflächen. In freier spielerischer Weise kombiniert, kontrastiert und  verschränkt er die unterschiedlichen Bildformen der “Gesten” mit  Schrift; geschnittene und handgeschriebene Wort- und Satzzitate  aus Choralwerken von Bach, Distler, Mauersperger etwa finden ihr  Pendant im Vokabular der “Gesten”; gerade hier überschreiten  Rosenthals Holzschnitte die traditionellen druck-graphischen  Grenzen hin zum Skripturalen und ins Malerische. So ist es ganz  einsichtig, dass das Kloster Bentlage, Rheine und das haus 34A, Bad  Bentheim – so nahe liegend sie sind – eine Entdeckungsreise  zwischen diesen Extremen des Holzschnitts gemeinsam  präsentieren.
DSC0761“Ich drucke nicht nur Schwarz auf weißem Papier, sondern kehre den bildnerischen Gedanken um: Schwarz eingefärbte Papiere werden Weiß überdruckt”, sagt Andreas Rosenthal. “Die Bildwirkungen sind deutlich unterschieden. Schwarz auf Weiß gedruckt wird die aus den Holzschichten geschlagene Fläche zu einer weiß strukturierten Form auf schwarzem Grund. In der Umkehrung bleibt die Bildwirkung ambivalent: liegt die nun schwarze Form auf weißer Fläche oder handelt es sich um in die Tiefe hinter das Weiß reichende schwarze Bruchstellen?
So wie ich mehrere Schichten des Druckstockes einschneide, werden in der dritten Arbeitsreihe bis zu sieben geschnittene und weiß eingefärbte Platten übereinander geschichtet, solange wie es der Bildprozeß erfordert und das Papier Weiß aufnehmen kann.
Mit den mal filigranen Mustern einerseits und den wuchtig gesetzten Schwarzformen andererseits divergieren die Bildergebnisse zwischen Leichtigkeit und Schwere; Konzentrationspunkte und Leerräume besetzen, lineare »Wege« durchmessen die Bildfläche. Die waagerechten und senkrechten Schnittbündel und grob gekerbten Flächen wecken Erinnerungen an Strukturraster von Siedlungen und Aufsichten zerstörter Städte.In den mehrschichtig weiß überlagerten Drucken werden die Bildzustände schichtweise heller, wirken ruhiger. Dennoch: von der Logik des künstlerisch technischen Entstehungsprozesses her gesehen kann nichts »übertüncht« oder »ungeschehen« gemacht werden, denn die dem Holz anfänglich zugefügten Kerben, Bruchstellen und Schrunden scheinen selbst durch das lichteste Weiß hindurch.Hierin bleibt der Prozeß des Schichtens, der Geschichte” erhalten. Die Vehemenz der körperlichen Verausgabung ins Holz schlägt im Druckergebnis in ein nahezu heiteres, kalligraphisches Spiel zwischen Schwarz und Weiß, in Zartheit und Leichtigkeit um — als wollte ich den verbrauchten Exerzierplatz in eine gedeihliche Gärtnerei wandeln.” (Andreas Rosenthal)Öffnungszeiten: Di-Sa 14-18, So 10-18 Uhr

Kloster Bentlage /Bentlager Weg 130  / 48432 Rheine
haus34A, Haus 34A /  Ochtruper Straße 34A / 48455 Bad Bentheim
Telefon 05971 918 400
www.kloster-bentlage.de
www.haus34A.eu

 

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