Die paraguayische Harfe erklingt

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Westfalen –  In der dunklen und mitunter recht ungemütlichen Jahreszeit entführt Sie am 11. Dezember (17.30 Uhr, Lutherkirche) in Hamm ein Klangkosmos in wärmere, sonnigere Gefilde. Die Reise geht ins Zentrum von Südamerika, nach Paraguay.

Harfenspieler Sixto Corbalán

Die paraguayische Musik kann sich hören lassen, insbesondere das reichhaltige Repertoire traditioneller Volksmusik. Neben der paraguayischen Polka (die den europäischen Zweier-Rhythmus mit einem Dreier-Rhythmus kombiniert) ist auch die Guarania sehr populär, ein Musikstil, der 1925 vom einheimischen Komponisten José Asunción Flores entwickelt wurde: volltönende Klänge, die langsame Rhythmen und melancholische Melodien miteinander verweben. Herzstück der Guarania ist die paraguayische Harfe, das Nationalinstrument des Landes.

In Spanien war die Harfe ein sehr beliebtes Instrument und weit verbreitet, im Zuge der Eroberungen und Missionierungen gelangte die Renaissance-Harfe nach Lateinamerika, wo sie bis heute sehr populär ist. Aus der ursprünglichen Version entwickelten sich in den einzelnen Ländern ganz unterschiedliche Harfenformen. Die paraguayische Harfe gilt sowohl bau- wie spieltechnisch am weitesten entwickelt. Sie entstand als Symbiose zweier Kulturen – knapp 90 % der Bevölkerung sind Mestizen, Nachkommen von Verbindungen zwischen Guaraní-Indianerinnen und spanischen Einwanderern vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die Guaraní adoptierten die von Jesuitenpatern mitgebrachte Harfe schnell, perfektionierten die Bauweise für ihre Bedürfnisse und schufen ein eigenes Repertoire. Die typische Harfe hat 36 Saiten, ist etwa 150 cm hoch und diatonisch gestimmt (fünf Halbtöne höher als die europäische Harfe) und wird weder als spanischer noch indianischer, sondern als kreolischer Klangkörper angesehen. Bis heute ist sie das wichtigste Instrument der lebendigen Musiktradition des Landes und wird von zahlreichen Harfenbauern im Land hergestellt.

In Paraguay sind Harfenisten nicht nur Interpreten, sondern auch Komponisten. Das gilt auch für den jungen Musiker Sixto Corbalán (*1984), der für seine Kompositionen bereits preisgekrönt wurde. Corbalán ist eine Art Wunderkind der paraguayischen Harfe. Obwohl durch seine Familie in keiner Weise musikalisch geprägt, begann er als Achtjähriger, Harfe zu spielen und gewann mit 12 Jahren bereits erste Preise und Auszeichnungen. Später bekam er Unterricht bei renommierten Harfenlehrern und studierte schließlich am Nationalen Musikkonservatorium. Zahlreiche Tourneen führten ihn durch Lateinamerika, Asien und Europa. Corbalán gilt als einer der führenden Solisten und einer der wichtigsten und innovativsten Komponisten der paraguayischen Harfe.

Souverän verknüpft er die eigenen Traditionen mit neuen oder anderen Stilelementen: sein Repertoire umfasst neben der reichen traditionellen Folklore und Eigenkompositionen auch die Werke anderer zeitgenössischer Komponisten und reicht weit über die Grenzen Paraguays hinaus – Zitate anderer Musikstile blitzen auf.

Das Konzert von Sixto Corbalán beginnt um 17.30 Uhr in der Lutherkirche. Der Eintritt ist frei!

Lutherkirche / Martin-Luther-Straße 27b  / 59065 Hamm

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