Streichquartett mit persönlicher Note

Print Friendly, PDF & Email

Westfalen – Das Daedalus Quartett spielt am 7. November um 20 Uhr im Schloss Heessen. Benannt haben sie sich nach dem sagenhaften griechischen Tüftler, Künstler, Techniker und Baumeister, der das Labyrinth des Minotaurus gebaut und die Bildhauerei erfunden haben soll. Am bekanntesten aber ist Daedalus wohl für seinen Flug mit selbst gebauten Vogelschwingen in die Freiheit – und auch die vier Musikerinnen und Musiker vom gleichnamigen Quartett sind bereits oben angekommen: im Milleniumsjahr gegründet, gewannen sie schon ein Jahr später den ersten Preis des internationalen Streichquartett-Wettbewerbs im kanadischen Banff und mauserten sich in kurzer Zeit zu einem der vorzüglichsten Streichquartette der USA.

Daedalus-Quartett – Foto: Paul Arnold

Ihr “Rising Stars”-Debüt in der Carnegie Hall war der Startschuss für einen kometengleichen Aufstieg: Auftritte im Concertgebouw, in der Wigmore Hall, im Festspielhaus Baden-Baden, im Athener Megaron, in der Birmingham Symphony Hall, im Palais des Beaux Arts in Brüssel, in der Kölner Philharmonie, in der Cité de la Musique in Paris, im Salzburger Mozarteum und im Wiener Musikverein folgten. Das Daedalus Quartett war Streichquartett der Chamber Music Society Two des Lincoln Center in New York, “Quartet in Residence” bei der Columbia University, tourte durch Kanada und Japan.

Die Vier, die sich seit ihrer Studienzeit an renommierten Musikhochschulen wie der Juillard School, dem Cleveland Institute und der Harvard University kennen, begeistern mit ihren kongenialen Interpretationen, technischer Finesse, Intensität und reiner Spielfreude.

Daedalus-Quartett – Foto: Paul Arnold

Eine sehr persönliche Note haben die Daedalus-Nachfahren in ihr Konzert am Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr im Schloss Heessen eingefügt: Zwischen Mozart und Beethoven steht Fred Lerdahl, amerikanischer Professor für Musiktheorie. Sein String Quartet No. 3 aus dem Jahr 2008 belegt eindrucksvoll, dass Alfred Whitford Lerdahl, geboren 1943 in Wisconsin, auch eine eigene Sprache als Komponist findet. Immerhin war er mit dem Quartett No. 3, aber auch zwei anderen Werken, Finalist in den Preisbenennungen für den Pulitzer-Musikpreis. Schon die Uraufführung dieses Streichquartetts in New York hatte 2008 das Daedalus Quartett gespielt.

Mutiger Programmauftakt ist Mozarts letztes Streichquartett, entstanden im Auftrag von Friedrich Wilhelm II. von Preußen. Mozart stöhnte, es sei – wie alle seine Streichquartette – “mühsame Arbeit” gewesen. Dennoch geriet es sehr kunstvoll, erstaunlich in seiner thematischen Reduzierung. Königliche Vorgabe war die ungewöhnliche Hervorhebung des Cellos, das üblicherweise begleitendes Bassinstrument im Quartett ist. Das Quartett klingt aus in einer Huldigung an Haydn, die diesen jedoch in mutiger Kontrapunktik und im schroffen Nebeneinander der Tonarten modern überholt.

Krönender Abschluss des Abends ist Beethovens der späten Phase zuzurechnendes op. 127, das im Auftrag des Fürsten Nikolaus von Galitzin entstand. Wie alle Quartette war auch dies “tief gedacht, formvollendet lang und schwierig”, wie ein zeitgenössischer Kritiker schrieb – keine Musik zum Nebenbei-Hören.

 

 

Speak Your Mind

*