Museum Wilhelm Morgner ist Denkmal des Monats

Print Friendly, PDF & Email

Soest – Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Museum Wilhelm Morgner in Soest als Denkmal des Monats Januar ausgezeichnet. Damit würdigen die LWL-Denkmalpfleger, dass das Museum auf denkmalverträgliche Art barrierefrei umgebaut und energetisch sowie klimatisch auf den neuesten Stand gebracht wurde.

Museum Wilhelm Morgner

Das Eingangsfoyer im Erdgeschoss des Museums – Foto LWL/Kretzschmar

“Die Stadt Soest hat diese schwierige Aufgabe der technischen und formalen Modernisierung und Anpassung an eine zeitgemäße Museumsnutzung vorbildlich umgesetzt”, lobt LWL-Denkmalpfleger Dr. Bruno Denis Kretzschmar. “Außerdem gelang es den Verantwortlichen, die überdurchschnittliche Qualität dieses Baudenkmals der 1960er-Jahre als ein Beispiel der Architekturströmung der Nachkriegsmoderne einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Sie haben damit in bemerkenswerter Weise den beschwingten gesellschaftlichen und architektonischen Aufbruch der frühen 1960er-Jahre wieder bewusst gemacht”, so der LWL-Denkmalpfleger weiter.

Museum Wilhelm Morgner

Der LWL hat das Museum Wilhelm Morgner in Soest – hier die Ansicht der Südostecke – als Denkmal des Monats ausgezeichnet – Foto LWL/Kretzschmar

Die Stadt Soest hat das Museum in den Jahren 2015 und 2016 modernisiert. Künftig soll der ursprünglich für unterschiedliche Kultur- und Bildungseinrichtungen geplante Mehrzweckbau schwerpunktmäßig als städtisches Kunstmuseum genutzt werden. Das Haus soll aber auch künftig offen für weitere Kunst- und Bildungsveranstaltungen sein. Dazu wurde die Ausstellungsfläche im Bereich der ehemals offenen Halle erweitert. Hier sind jetzt eine Artothek und die Sammlung “Carl-Jürgen Schroth – Stiftung Konzeptuelle Kunst” untergebracht. Der Bund, das Land und der LWL haben den Umbau finanziell unterstützt, Oliver Silge vom Architekturbüro Leistungsphase aus Nordkirchen hat ihn geplant. Dabei hat er Bereiche für die Dauer- und die Wechselausstellungen, ein grafisches Kabinett, einen Veranstaltungssaal, Räume für die Museumspädagogik, eine Artothek, Büros und Magazine geschaffen.

Die Westseite des Museums – Foto LWL/Kretzschmar

Die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt Soest und die LWL-Denkmalpfleger haben die Planung beratend begleitet. “Dabei sind wir dem Konzept gefolgt, so viel wie möglich an Originalsubstanz zu erhalten. Wo dies im Widerspruch zur geplanten Nutzung stand, haben die Planer die ursprüngliche Innenraumidee weiterentwickelt”, so Kretzschmar. In diesem Zusammenhang wurden die Holzleistendecken einheitlich weiß gestrichen, in die abgehängten Decken zusätzliche Leuchtkörper eingelassen, die nicht mehr nutzbare Kassennische mit den Ausstattungsdetails zur behindertengerechten Toilette umfunktioniert sowie der neue Baukörper für den Außenaufzug mit einer hochwertigen Bleiverkleidung versehen. “Alle Beteiligten haben Kompromisslösungen zwischen den Belangen des Denkmals und den Anforderungen einer Museumsnutzung erarbeitet. Dabei war es uns wichtig, dass das äußere Erscheinungsbild im Wesentlichen nicht verändert wurde und die Oberflächen mit ihren Materialien weitgehend ablesbar bleiben”, betont Kretzschmar. So sei es wichtig gewesen, dass die Architekturelemente aus Beton an den Fassaden und im Inneren sichtbar bleiben, da gerade sie für die 1960er-Jahre maßgebliche Gestaltungselemente seien.

Das Museum Wilhelm Morgner im historischen Kern der Stadt Soest ist von 1961 bis 1962 von dem Wiesbadener Architekten Rainer Schell (1917-2000), einem Schüler Egon Eiermanns, erbaut worden. Seit 1999 ist es in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Der Kernbestand und die Namensgebung des Museums gehen auf den in Soest geborenen expressionistischen Künstler Wilhelm Morgner (1891-1917) zurück.

Das Gebäude erstreckt sich als zweigeschossiger Kubus in Stahlbeton-Skelettbauweise auf einem rechteckigen Grundriss. Während das Sockelgeschoss gedrungen wirkt, entwickelt sich darüber ein wesentlich höheres Obergeschoss. Ursprünglich waren im Sockelgeschoss die östlichen Bereiche als offene, von achteckigen Stützen gegliederte Halle ausgebildet. Hier befand sich ein dezentral gelegener offener Lichthof mit einem rechteckigen Wasserbecken. “Das Innere überzeugt durch die bewusst eingesetzten Materialien und Oberflächengestaltungen”, so Dr. Kretzschmar. Die Gestaltung der Obergeschossfassaden, die sich an der Ostfassade und über die Eckbereiche der Nord- und Südfassade fortsetzt, dominieren horizontal verlaufende Ziegel- und Kieselsteinebenen. Der westliche Bereich des Baudenkmals ist mit einem einfachen Ziegelstein versehen.

Speak Your Mind

*