Gustav-Lübcke-Museum zeigt Lieblingsorte

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Hamm – Am 18. Dezember eröffnet das Gustav-Lübcke-Museum seine neue Sonderausstellung: Unter dem Titel „Lieblingsorte – Künstlerkolonien. Von Worpswede bis Hiddensee“ sind ab dann – in dieser Zusammenstellung erstmalig und exklusiv – rund 80 Bilder aus sieben norddeutschen Künstlerkolonien zu sehen.

Damit zeigt das Museum einen umfassenden Überblick über das kunstgeschichtliche Phänomen der Koloniegründungen im ausgehenden 19. Jahrhundert. „Um 1900 hat sich das Phänomen der Künstlerkolonien europaweit ausgebreitet“, erklärt Kuratorin und Museumsdirektorin Dr. Friederike Daugelat. „Die Maler suchten als Reaktion auf die um sich greifende Industrialisierung in den Städten den scheinbar noch ungebrochenen Zusammenhang zwischen Mensch und Natur.“

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Vom 18. Dezember 2016 bis zum 21. Mai 2017 zeigt das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm die Sonderausstellung “Lieblingsorte – Künstlerkolonien. Von Worpswede bis Hiddensee” – Foto: Westfalium

Die Ausstellung zeigt zum Einstieg die wohl bekannteste Künstlerkolonie Norddeutschlands, Worpswede. Die fünf Gründerväter Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler, Fritz Overbeck, Otto Modersohn und Hans am Ende. Die Besucher können eintauchen in den weiten Himmel über den Weyerberg, sie sehen die schnurgeraden Birkenalleen, das oftmals unheimliche Teufelsmoor, blühende Gärten, gedrungene Bauernhäuser, Torfkanäle und Landarbeiter, die idyllische kleine Kirche oder einfach eine Gruppe weidender Schafe. Worpswede, brachte mit Paula Modersohn-Becker sogar eine der bedeutendsten Malerinnen der europäischen Moderne hervor. „Gerade für Frauen waren die Künstlerkolonien eine wichtige Ausbildungsstätte: Da sie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs an den staatlichen Kunsthochschulen nicht zugelassen wurden, konnten sie nur auf eine der drei Damenakademien in Deutschland ausweichen“, erklärt die Museumsdirektorin. „Dort waren die Standards jedoch niedriger. In den Künstlerkolonien mit ihren freieren Lebensformen auf dem Lande konnten die Frauen, die oft als ,Malweiber‘ verspottet wurden, hingegen qualifizierten Unterricht bei hoch angesehenen Malern nehmen – eine seltene Chance.“

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Dr. Friederike Daugelat, Kuratorin und Museumsdirektorin, vor dem Bild “Frühling in Worpswede” von Hans am Ende, einem ihrer Lieblingsbilder der neuen Ausstellung – Foto: Westfalium

Des Weiteren finden sich unter den Lieblingsorten die Künstlerkolonien Schwaan in Mecklenburg, wo vorwiegend Einheimische zusammen kamen, die „Insel der Aussteiger“ Hiddensee, das heute in Litauen befindliche Nidden, dazu kommen das Ostseebad Heikendorf, bekannt für seine Spätimpressionisten und Expressionisten, Ahrendhoop sowie das Malerdorf Ferch in der Mark Brandenburg.

Malen inmitten der Natur – dass dies möglich wurde ist auch einer Neuerung zu verdanken, wie Friederike Daugelat zu berichten weiß: „Durch die Erfindung der Maltube konnten Maler plötzlich ihre Ateliers verlassen und direkt draußen vor der Natur ihre Bilder in leuchtenden Farben entstehen lassen – das war eine Revolution in der Malerei!“ So entstand in den Künstlerkolonien, die abseits der Großstadt zum alternativen Lebensraum wurden, auch eine antiakademische Strömung, die der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts den Boden bereitete. Impressionismus Jugendstil und Expressionismus sind hier entstanden und befördert worden. Mit dem Ersten Weltkrieg ging die große Zeit der Künstlerkolonien jedoch zu Ende.

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“Obstbaumblüte” von Rudolf Bartels. der in der Künstlerkolonie Schwaan Freilichtmalerei betrieb – Foto: Kunstmuseum Schwaan

Die Eröffnung der Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum findet am Sonntag, 18. Dezember (4. Advent) um 11:30 Uhr statt. Es sprechen Thomas Hunsteger-Petermann, Oberbürgermeister der Stadt Hamm, und Dr. Friederike Daugelat, Direktorin des Gustav-Lübcke-Museums. Der Festakt wird musikalisch gestaltet durch die Musikschule Hamm. Zur Eröffnung gibt es zudem eine kleine Adventsüberraschung: Die Türen des Ausstellungssaales öffnen sich am 18. Dezember wie in einem Adventskalender erst nach der offiziellen Eröffnung im Forum. Dafür wartet dahinter aber auch gleich ein Adventsgeschenk auf alle Besucher: Bis 14 Uhr gibt es kostenfreie Kurzführungen. Eine Reihe von Guides führt die Besucher an die malerische Lieblingsorte.

Danach ist die Ausstellung „Lieblingsorte – Künstlerkolonien. Von Worpswede bis Hiddensee“ noch bis zum 21. Mai 2017 zu sehen. Sie wird begleitet von einem Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Vorträgen und Ferienkurses. Der Eintritt in die Ausstellung kostet 9 Euro (inklusive Audioguide und Besuch der Dauerausstellung), 7 Euro ermäßigt, Kinder bis 15 Jahren zahlen 5 Euro.

Gustav-Lübcke-Museum, Neue Bahnhofstr. 9, 59065 Hamm, Öffnungszeiten Di-Sa 10:00-17:00 Uhr, So 10:00-18:00 Uhr, Mo geschlossen, Tel. 02381/175714, www.hamm.de/gustav-luebcke-museum

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