Marta Herford: Grün stört

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Haerford – Mit der Ausstellung „Grün stört – Im Fokus einer Farbe“ präsentiert Marta Herford vom 22. Mai bis zum 14. August 2016 die künstlerischen Facetten einer widersprüchlichen Farbe. Etwa 35 Exponate aus Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Video und Zeichnung rücken dabei auf ganz unterschiedliche Weise eine Farbwelt in den Mittelpunkt, die in der zeitgenössischen Kunst lange Zeit einen eher zwielichtigen Ruf genoss.

 „Malt keine grünen Bilder, die kauft keiner, grün geht nicht in der Kunst!“ Georg Baselitz

Marta-Herford: Grün stört - Michael Borremans Red-Hand-Green-Hand

Marta-Herford: Grün stört – Michael Borremans: Red-Hand-Green-Hand

Hoffnung, Glaube, Heilung, aber auch Krankheit und Verderben: Die Farbe Grün steckt voller widersprüchlicher Deutungsansätze, fokussiert die menschliche Aufmerksamkeit und ruft Irritationen hervor. Aus farbpsychologischer Sicht gilt Grün als anregend und soll eine lebendigere, bewusstere Wahrnehmung fördern. Und doch fristet ausgerechnet diese Farbe ein Schattendasein in der bildenden Kunst. „Grün stört – Im Fokus einer Farbe“ vereint Werke ausgewählter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die ein besonderes Interesse für diese Farbe hegen und sie auf ganz individuelle Weise zum Ausdruck bringen.

Marta Herford: Grün stört - Thomas Huber AH AH - Foto: VG-Bild-Kunst-Bonn-2016

Marta Herford: Grün stört – Thomas Huber AH AH – Foto: VG-Bild-Kunst-Bonn-2016

Mit dem Gemälde „AH-AH“ (2010) von Thomas Huber reflektiert der Künstler aus autobiographischer Sicht die Farbe, mittels derer er sich seiner Kindheit annäherte. Die Erinnerungen an die Besuche von nassen, grünen Rohbauten in Begleitung seiner Eltern werden hier deutlich. Die konstruierte Perspektive des dargestellten Raumes mit der Blickachse der Personen bildet neben der großen, grünen Flächigkeit ein wichtiges Gestaltungselement. Thomas Huber entdeckte Grün schon früh als malerisches Ausdrucksmittel für räumlich-konstruierte Bilder und fasst die Schwierigkeit zur Anwendung dieser Farbe pointiert zusammen: „Grün ist ein Bastard. Die Entscheidung ein grünes Bild zu malen will also gut überlegt sein.“

Martin Walde: Ponds

Martin Walde: Ponds

Für Martin Walde, der in dieser Ausstellung mit einem fast stechend grünen Druck „Ponds“ (2015) und seinem Video „Infusionen“ (1999/2015) vertreten ist, verkörpert Grün nicht nur eine Farbe, sondern einen einzigartigen Zustand von Materie. Es ist „keine Farbe, die wir festlegen können“ (Martin Walde), sondern ein Erlebnis, in dem sich eine grüne Substanz – die des Lebens und der Kunst – zu materialisieren scheint.

Von rätselhafter Bedeutung aufgeladen wirkt das Gemälde „Red Hand, Green Hand“ (2010) von Michaël Borremans, der mit unlogischer Parallelität einen anschaulichen und farblichen Kontrast verdeutlicht: Zwei Hände, jeweils rot und grün, sind parallel zueinander ausgestreckt. Der starke Komplementärkontrast sowie der angedeutete Gestus der Hände „berührt“ und verunsichert gleichermaßen.

Studio Job CENTERPIECE: Oxidized

Studio Job CENTERPIECE: Oxidized

Als irritierende Leerstelle funktioniert Grün im Architekturfilm „Blow Out (The Film)“ (2016) von Christopher Roth: Ein Bilderfluss aus Filmzitaten und Wortfragmenten erscheint innerhalb eines Gebäudes des Architekten Dante Bini. Die schnelle Bildfolge wird zeitweise durch eine in die Architektur hinein montierte Leerstelle aus einem neonfarbenen Grün unterbrochen und wirkt so demonstrativ als Störfaktor.

Das „CENTERPIECE” von Studio Job gehört zur 2003 realisierten Werkgruppe „Oxidized”, einer Reihe von sechs bronzenen Objekten, die fiktive historische Gegenstände zeigen und ihre Ambivalenz zum Ausdruck bringen. Die manieristisch übersteigerte Wirklichkeit des Objekts erschafft eine widersprüchliche Atmosphäre aus Kunst und Design, Luxus und Dekadenz. Das Grün der Patina vermittelt dabei subtil eine gewisse Wertigkeit oder tut zumindest so als ob.

Der verantwortliche Ausstellungsmacher Dr. Michael Kröger fasst die Idee für das Ausstellungskonzept wie folgt zusammen: „Grün funktioniert in dieser Ausstellung nicht wie ein schnell konsumierbares Markenprodukt, sondern eher wie eine lustvolle Befreiung von Traditionen, als ein Statement zur eigenen Inspiration oder ganz einfach wie eine Farbe, die bewusst störender als andere ist. ‚Grün ist zur messianischen Farbe geworden.‘ (Michel Pastoureau)“

Öffnungszeiten: Di–So und an Feiertagen 11–18 Uhr, jeden 1. Mittwoch im Monat 11–21 Uhr

Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Familien 17 Euro, Gruppen ab 10 Pers. 4,50 Euro/Pers., Schülergruppen ab 6. Klasse 1,50 Euro /Person. Freier Eintritt für Kinder unter 10 Jahren, Schüler und Studenten dienstags von 16–18 Uhr und am 1. Mittwoch im Monat von 18–21 Uhr, Deutsche Bank ArtCard, eine Begleitperson von Menschen mit Behinderungen mit dem Merkzeichen „B“

Marta Herford (Lippold-Galerie) /  Goebenstraße 2–10 / 32052 Herford

www.marta-herford.de

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