Konzert im Schloss Heessen: Barocke Werke

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Hamm – Sie sind die Vertreter einer seltenen Art: „Hautboisten-Banden“ waren in Frankreich zur Zeit des Sonnenkönigs der letzte Schrei. Ludwig XIV., Sänger, Tänzer und begnadeter Charmeur, verliebte sich in die Oboe, die damals ein Feld-Wald- und Wieseninstrument war. Der Sonnenkönig machte sie salonfähig und lud die Jagdkapellen zu Empfängen, Bällen und Theateraufführungen ein. Die Kölnerin Karla Schröter und ihr Ensemble Concert Royal lassen die goldenen Zeiten des Sonnenkönigs wieder aufleben und forschen gemeinsam mit dem Organisten Harald Hoeren nach zeitgenössischen Werken für die Oboisten-Bande. Schnell nämlich war die Mode der Oboe wieder vorbei – der Holzbläser mit dem charakteristisch warmen Klang stand bald wieder im Schatten der übrigen Instrumente.

Karla Schröters Ensemble - Fotos: Karolina Plachetko

Karla Schröters Ensemble – Fotos: Karolina Plachetko

Die Kölner Alte-Musik-Truppe um Karla Schröter stellen sie wieder ins rechte Licht – und bringen am Mittwoch, 17. Februar 2016 um 19.30 Uhr eine programmatische Seltenheit, Werke des Hanauer Musikdirektors Jean Michel Muller und seiner Zeitgenossen, mit ins Schloss Heessen.

Nach und nach verschwanden die Werke, die man zur goldenen Oboisten-Zeit an Europas Höfen spielte, in den Bibliotheken. „Concert Royal“ forscht unermüdlich nach diesen vergessenen Schätzen. Auf ihrer Suche wurden sie auch mit Mullers Werken fündig. Muller, ein Zeitgenosse Bachs, wurde in Schmalkalden geboren und wurde Musikdirektor, Organist und Komponist im hessischen Hanau. Zwölf seiner Concerti grossi für Oboen und Basso Continuo (in Heessen Harald Hoerens Orgel) waren verbrieft, aber verschollen. Wiedergefunden wurden sie im schwedischen Lund: Die Schweden sammelten die Musikelite Europas im 17. und 18. Jahrhundert am Hof, machten Lund zu einem Zentrum der Musikszene ihrer Zeit. Mullers Werke sind seltene Kostbarkeiten mit einem Hauch italienischen Frühbarocks, mit Stil-Anleihen an Buxtehude, Corelli und Händel.

Im Oktober 2015 belohnte ein Echo-Klassik-Preis den Forscherdrang und die Virtuosität von Karla Schröters Ensemble.

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