Das vielfältige Schaffen der Brueghels

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Westfalen – Vom 21. Februar bis 21. Juni 2015 zeigt  die Städtischen Galerie in der Reithalle Schloß Neuhaus, Paderborn die Ausstellung: Die Brueghel-Familie.

Pieter Brueghel der Jüngere Das Pfingstbraut-Spiel nach 1616 Anhaltische Gemäldegalerie Dessau - Foto: Sebastian Kaps, Dessau

Pieter Brueghel der Jüngere: Das Pfingstbraut-Spiel nach 1616
Anhaltische Gemäldegalerie Dessau – Foto: Sebastian Kaps, Dessau

Die Brueghel-Familie zählt zu den bedeutendsten Malerdynastien des 16. und 17. Jahrhunderts. Ihre Werke wurden bereits von Zeitgenossen hochgeschätzt. Heute sind sie ein Teil des kulturellen Erbes Europas und Höhepunkte in den berühmtesten Museen und Sammlungen der Welt. Die Paderborner Ausstellung bietet eine hierzulande bisher noch nie gezeigte Übersicht über das vielfältige Schaffen der Brueghels und der wichtigsten Künstler in ihrem Umkreis. Sie führt mit über 140 Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken durch vier Generationen des Wirkens dieser flämischen Malerfamilie.

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Pieter Brueghel der Jüngere Rückkehr von der Kirmes 1619/1636 - Foto: Fürstenberg-Stiftung Eggeringhausen

Pieter Brueghel der Jüngere: Rückkehr von der Kirmes
1619/1636 – Foto: Fürstenberg-Stiftung Eggeringhausen

er künstlerische Stammvater der Brueghel-Familie Pieter Bruegel der Ältere war einer der herausragenden Maler des 16. Jahrhunderts in Nordeuropa. Seine Werke, die vielfach in Form von Druckgraphiken Verbreitung fanden, hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der gesamtniederländischen Landschafts- und Genremalerei.

Jan van Kessel der Ältere Flusslandschaft mit Fischern Privatsammlung, Großbritannien - Foto: Joseph Guttmann, New York

Jan van Kessel der Ältere: Flusslandschaft mit Fischern
Privatsammlung, Großbritannien – Foto: Joseph Guttmann, New York

Besonders bekannt wurde Bruegel („der Drollige“ oder „Bauern-Bruegel“) bereits sehr früh für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens, wie sie sich in den „Bauernhochzeiten“ bzw. „Bauerntänzen“ finden. Kunsthistorisch gesehen war Bruegel mit der Darstellung des alltäglichen Lebens seiner Zeitgenossen ein echter Wegbereiter. In seinen früheren Werken hatte sich der Künstler noch auf konventionelle und dabei vor allem auf religiöse Themen konzentriert, wie es die große Dominanz religiöser Ikonografie in den vorherigen Jahrhunderten vorgab. Jetzt hingegen standen plötzlich Menschen im Mittelpunkt von Kunstwerken, die bislang bestenfalls als Staffage im Hintergrund auftauchten.

 Jan Brueghel d.J. Winterlandschaft Jan Brueghel der Jüngere Flämisches Dorf im Winter mit Schlittschuhläufern um 1630–1635 Schweiz, Privatsammlung - Foto: Joseph Guttmann, New York

Jan Brueghel d.J. Winterlandschaft: Jan Brueghel der Jüngere
Flämisches Dorf im Winter mit Schlittschuhläufern um 1630–1635
Schweiz, Privatsammlung – Foto: Joseph Guttmann, New York

Sein Sohn Pieter Brueghel der Jüngere („Höllen-Brueghel“) orientierte sich sehr stark am Werk des Vaters und war im Wesentlichen als dessen Kopist tätig, während sein Bruder Jan Brueghel der Ältere („Blumen-Brueghel“) einen durchaus eigenständigen Stil entwickelte und sich vorrangig auf Blumenstücke sowie Paradiesszenen spezialisierte. Bekannt wurde er nicht zuletzt dank seiner außerordentlichen Fähigkeit, materiell-stoffliche Qualitäten wiederzugeben, was ihm auch den Spitznamen „Sammet-Brueghel“ eintrug.

Darüber hinaus war Jan der Ältere ein Vorreiter einer realistischen Landschaftsdarstellung, die den Betrachter mitten ins Geschehen wirft. Die Szenerie ist perspektivisch konsequent auf einen Fluchtpunkt ausgerichtet und kommt dem Zuschauer noch mehr entgegen, indem der Künstler von einer hochformatigen zu einer horizontalen Darstellungsweise wechselt. Auch damit wird Jan Brueghel der Ältere stilbildend.

Zwei der Söhne Jans wurden ebenfalls angesehene Künstler: Jan Brueghel der Jüngere übernahm die Werkstatt des Vaters und folgte im Großen und Ganzen diesem malerischen Vorbild; Ambrosius Brueghel konzentrierte sich fast ausnahmslos auf die Gattung des Blumen-Stilllebens.

Die drei Söhne von Jan Brueghel dem Jüngeren, Jan Pieter, Abraham und Jan Baptist, bilden die letzte Generation der Maler-Dynastie, zu der schließlich auch die Schwiegersöhne Jan van Kessel der Ältere und David Teniers der Jüngere zu zählen sind.

Das thematische Spektrum der Schau ist breit gefächert: Von den „Sieben Todsünden“ des Hieronymus Bosch, dem großen Vorbild von Pieter Bruegel dem Älteren, über Flusslandschaften und Genreszenen von Vater und Sohn Pieter, Allegorien und Sinnbilder, mythologische und christliche Darstellungen, Früchte- und Blumenstillleben, daneben subtile Zeichnungen von Dörfern, Städten und Häfen. Es handelt sich um eine Ausstellung auf internationalem Niveau – nicht nur im Hinblick auf die Bedeutung des Themas, sondern auch bezogen auf die Provenienzen der Leihgaben. Sie stammen aus über 40 privaten sowie öffentlichen Sammlungen Europas und Amerikas. „Die Brueghel-Familie“ wird in Deutschland einzig in Paderborn zu sehen sein.

Die Kapitel der Ausstellung sind:
1. Landschaften, Lebensräume
2. Szenen des Alltags. Menschliches Treiben zwischen Tugend und Laster
3. Heilige, Glaube, Wunder
4. Allegorien zwischen Mythos und Geschichte
5. Die Schönheit der Schöpfung: Stillleben

Städtische Galerie in der Reithalle / Im Schloßpark 12 /33104 Paderborn
Telefon 05251 –  881076
www.brueghel-ausstellung.de

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