Bernd Schwarzer: Poesie und Realismus

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Westfalen – Anlässlich seines 60. Geburtstages widmet das Osthaus Museum Hagen dem bedeutenden Farbmaler Bernd Schwarzer vom 24. August bis zum 2. November 2014 eine Ausstellung, in dem es ein Konvolut seiner Arbeiten aus den letzten 40 Jahren zeigt. Der Düsseldorfer Maler, Zeichner und Bildhauer interpretiert auf eine spezifische Art Themen der europäischen Zeitgeschichte in einer mal realistisch, mal abstrakt zu nennenden Weise und dies im Medium unterschiedlicher Formate – je nach motivischer Voraussetzung.

Poesie in Farbe von

Postkartenkunst: Poesie in Farbe von Bernd Schwarzer

In der Ausstellung „Weltenbrand. Hagen 1914“ zeigte Schwarzer im Osthaus Museum im Frühjahr 2014 bereits einige seiner eindrücklichen kleinformatigen Arbeiten, die 1977 nach einer Reise mit seinem Lehrer Gerhard Hoehme nach Verdun entstanden sind. Der harte Realismus der Landschaft dieses Ortes mit seinen schier unzähligen weißen und schwarzen Kreuzen hat den jungen Maler damals nachhaltig geprägt, so dass er im Laufe der Jahrzehnte eine spezifische Ikonographie für sein Kunstwollen entwickelte. Daher ist es in einer retrospektiven Schau immer auch von Bedeutung, dass diese Werke präsentiert werden, denn diese sind Voraussetzung für seine späteren farbdominanten Arbeiten. Auch wenn in einem der früheren Arbeiten wie „Verbranntes Deutschland (Europa), (Blau – Gold – Rot – Schwarz)“, die wir auch im Rahmen dieser Schau zeigen, die Farbe als Gestaltungselement bestimmend ist, so entwickelt sich das Bildmotiv hier aus einer Postkartenansicht mit Kreuzen aus Verdun. Das fotografierte und millionenfach aufgelegte Motiv erfährt in diesem Werk eine Höherstufung zu einem künstlerischen Materialbild und war Impulsgeber für viele spätere Werke des Malers.

Schwarzers Begeisterung für ungewöhnliche Postkarten, die er Freunden, Sammlern und Kuratoren aus aller Welt sendet, ist bis heute ungebrochen. In seinen hier ausgestellten Karten aus Weltstädten wie New York, Peking, Rio de Janeiro, Sao Paolo , um nur einige aktuelle Ausstellungsstätten Schwarzers zu erwähnen, verarbeitet er das Motiv mit Text, Zeichnung und Pinsel dergestalt, dass das ursprüngliche Motiv zwar erkennbar ist, die Handschrift des Künstlers jedoch dominiert. Es entstehen quasi im Reisen – auf dem Flughafen, Flugzeug, in den Zügen – Dialoge mit der ihn gerade umgebenden Welt. Parallel zu dieser Schau von Bernd Schwarzer zeigen wir die Postkarten der Künstlergruppe „Brücke“, die vor einem Jahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg entstanden und motivgebend auch für ihn waren.

Die Poesie in den Werken Schwarzers äußert sich vornehmlich in seinen der Farbe gewidmeten Arbeiten, in denen die materielle Gestaltung mit der Motivik eine spezifische Harmonie entwickelt, so auch in „Flammenbild (Rot – Gold – Schwarz)“ aus den Jahren 1984 – 1993. Der sensible Europäer Bernd Schwarzer ist in den letzten drei Jahrzehnten mit Werken hervorgetreten, die sich mit seinem Heimatland Deutschland ebenso wie mit europäischen Themen auseinandersetzen, wobei es bei ihm immer um gesellschaftliche Verständigung geht. Das Flammenbild ist im Kontext der Deutschlandbilder zu sehen, in denen bisweilen deutlich die Farben Rot – Gold (Gelb) – Schwarz auftauchen. Dieses Werk hingegen betont weniger die Symbolik seines Landes als vielmehr das energetische Element, welches seine Heimat auszeichnet. „Europabild (Gold – Blau) Labyrinth von 1988 – 1994“ dagegen bezieht sich auf ein häufig aktuelles Thema europäischer Politik: der gelegentlichen Ausweglosigkeit des Handels auf europäischer Ebene, was dramatische Folgen haben kann für die Welt – siehe das Geschehen in der Ukraine seit 2013.

Ein Bekenntnis zu Russland, einem Land, in dem Bernd Schwarzer mehrmals in bedeutenden Museen – wie dem Russischen Museum in St. Petersburg – ausgestellt hat, offenbart das großformatige Werk „Ich liebe Russland (Europaherz, Gold – Blau)“ aus 2003. Inmitten einer Karte dieses kulturgeprägten Landes hat Schwarzer malerisch ein Herz aufgesetzt, in dem seine Liebe sich in Kyrillisch äußert. Bernd Schwarzer ist ein Künstler des Friedens, der sich gerne in seiner Kunst mit Weltdingen beschäftigt. Er ist von der Idee der Freiheit durchdrungen, die sich symbolisch in der fahrbaren Skulptur „Amerikanisch – Europäische – Russische Freiheitsstatue (Gold – Blau) aus den Jahren 1994 – 2003 wiederspiegelt. (Tayfun Belgin)

Am 23. August 2014 um 16 Uhr findet die Eröffnung im Osthaus Museum statt.

Osthaus Museum Hagen / Museumsplatz 3  / 58095 Hagen
Telefon 02331 – 2073138
www.osthausmuseum.de

 

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