Haus der Niederlande zeigt Die Welt der Aquarelle

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Westfalen – Zarte Farbgebilde, weite Landschaften und mächtige Gefühle – das Haus der Niederlande in Münster stellt ab 29. Juli bis zum 24. August 2014 unter dem Titel „Die Welt der Aquarelle“ Arbeiten von Albert Brennink aus.

Landschaftsbilder mit expressionistischem Gestus - Foto: Albert Brennink

Landschaften und Blumenbilder mit expressionistischem Gestus – Foto: Albert Brennink

Die Aquarelle von Albert Brennink sprechen den Betrachter direkt an. Es sind vor allem authentische Gefühlsbilder. Diese Werke kann man in einer Anspielung an einen Ausspruch des „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry nur gut „mit dem Herzen“ sehen. Ganz gleich ob Seestücke oder Landschaften, Blumenmotive oder Personen, ins Auge springen Bewegung und Dramaturgie, die durch ungewöhnliche und eigenwillige Farbkomposition entwickelt werden. Sie sind emotional, dramatisch und expressiv.

Die großformatigen Tempera-Aquarelle sind in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Nass-in-Nass-Technik entstanden. Brennink hat damals, in seinem fünften Lebensjahrzehnt, erst richtig mit dem Malen losgelegt und zu seiner Profession gemacht. Seine berufliche Existenz als Architekt und Baumeister von Kirchen und Schulen – auch in Westfalen – war damals durch die wirtschaftlichen Umbrüche und die Rezession im Nachkriegs-Europa abrupt zu Ende gegangen.

"Die große Woge" ein Aquarell von Albert brennink - Foto: Albert Brennink

“Die große Woge” ein Aquarell von Albert brennink – Foto: Albert Brennink

Der Künstler hat seinen Fundus von rund 400 Aquarellen in vier Werkgruppen aufgeteilt: In der Münsteraner Ausstellung werden 40 Arbeiten unter den Rubriken „Wasser und Wolken“, „Landschaften“, „Blumen“ und „Der Mensch“ gezeigt. Diese Arbeiten sind allesamt im Atelier entstanden.

Fast surrealistische Züge tragen die Aquarelle - Foto: Albert Brennink

Fast surrealistische Züge tragen die Aquarelle – Foto: Albert Brennink

Die Farbe auf den Gemälden von Brennink spricht im Wechselspiel von Licht und Schatten, Nähe und Tiefe, Hell und Dunkel ihre eigene Sprache. Sie ist eigenständig, ja geradezu eigenwillig, mitunter gar trotzig, ganz ähnlich wie die Werke der klassischen Moderne. Manche Anspielung und Zitate an die Aquarelle großer Meister von Paul Cézanne und August Macke bis zu Emil Nolde drängen sich auf.

Albert Brennink feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Mit seiner Ausstellung „Die Welt der Aquarelle“ blickt er auch auf ein Leben mit vielen Kapiteln zurück. Immer wieder ist es ihm gelungen, dem Ruf gleich mehrerer Neigungen und Talente zu folgen.

Vernissage zur Ausstellung: 29. Juli um 17.00 Uhr

 

Albert Brennink wurde 1924 als Albert Brenninkmeyer in Amsterdam geboren. Der Vater war Kaufmann und stammte aus dem niederländisch-deutschen Grenzgebiet, die Mutter aus Berlin. Er wächst in Berlin-Lichterfelde auf. Die Schule besucht er in Mettingen. Sein Abitur macht er 1943 – mitten im Zweiten Weltkrieg – am humanistischen Gymnasium in Osnabrück.

Nach dem Abitur macht er kriegsdienstverpflichtet zunächst eine Gärtnerlehre, bevor er der Familientradition folgend eine kaufmännische Lehre in Amsterdam und London durchläuft.

Schon früh hat er ganz andere Pläne als die Familientradition von ihm fordert. Statt in der Modebranche sieht er sich als Architekt. Neben seiner Lehre bereitet er sich auf sein Architekturstudium vor.

Er setzt sich entgegen den Plänen der Familie durch und gründet nach dem Studium an der Technischen Hochschule in Aachen ein Architekturbüro mit Niederlassungen in Rotterdam, Bonn und Hannover. Er baut ab 1954 Einfamilienhäuser und öffentliche Gebäude, wie Kirchen, Jugendheime und Schulen. Auch im Münsterland.

In den 1970er Jahren muss er im Zuge der Wirtschaftskrise seine Büros schließen. Er beendet daraufhin seine erste Karriere. Aus dem Architekten Albert Brenninkmeyer wird der Maler Albert Brennink.

Er betreibt Parallelstudien: Literatur, Musik, Malerei. Als Maler arbeitet er mit Öl- und Aquarellfarben. Er vertieft sich in die Lyrik von Hölderlin sowie Rilke, beschäftigt sich mit Stefan George und Gottfried Benn und beginnt selber mit dem Schreiben. Es entstehen Poeme und epische Texte, die er später in mehreren Bänden bei Chroma, dem eigenen Musikverlag, veröffentlichen wird. Außerdem gibt er eine Hölderlin-Ausgabe mit Erläuterungen heraus.

Er beschäftigt sich intensiv mit Musik, spielt Klavier und Orgel, und er entwickelt in der Nachfolge von Arnold Schönberg eine eigene 6-Ton-Musik.

Als Musiktheoretiker entwickelt er eine eigene Notenschrift, die gegenüber der herkömmlichen Notenschrift und anderen Alternativ-Systemen viele Vorzüge und Vorteile aufweist.

1979 wandert die Familie nach Vancouver Island (Kanada) aus, wo er seinen Lebensunterhalt als Farmer und Rancher bestreitet. Durch BSE wird er abermals zu einer Neuorientierung gezwungen. Die Seuche stoppt den Export der Zuchtrinder. Die Familie wendet sich dem Weinbau zu und Brennink wird Winzer.

Seit 2009 ist er zurück in seiner Heimat. Heute lebt Albert Brennink in einem alten Bauernhaus im nördlichen Münsterland. Neben der Ausstellung seiner Aquarelle und Gemälde verfolgt er auch im 90. Lebensjahr weitere Projekte.

Haus der Niederlande / Alter Steinweg 6-7 /48143 Münster
Telefon 0251 – 83-28513

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