Im Foyer vom Museum Ostwall: Der Quintenzirkel

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Neue Kunst im Foyer des Museum Ostwall in Dortmund: Seit einigen Jahren steht das Museum mit dem Künstlerduo Winter/Hörbelt in Verbindung. Hierdurch wurde nun eine Leihgabe der international bekannten Künstler Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt an das Dortmunder U möglich. Der “Quintenzirkel”, eine kreisförmige Skulptur, wird zunächst für ein Jahr im Foyer des Zentrums für Kunst und Kreativität gezeigt.

Im Foyer

Der Quintenzirkel des Künstlerduos Winter/Hörbelt – Foto Dortmunder U

Die Künstler Berthold Hörbelt (*1958 in Coesfeld) und Wolfgang Winter (*1960 in Mülheim) gestalten seit 1992 im Team architektonische, begehbare Skulpturen und interaktive Installationen und arbeiten seitdem unter dem Kürzel WinterHörbelt zusammen. Bekannt wurden sie insbesondere durch ihre begehbaren  Kastenhäuser  in Pavillonform aus Mineralwasserkästen in Braun, Rot, Grün oder Weiß, die als Skulpturen eine prägnante Ästhetik und zugleich eine praktische Funktion haben. Solche Kioske mit Informationsfunktion, die zudem als Treffpunkte oder Ruheplätze dienten, installierten die beiden Künstler unter anderem bei den Skulpturen Projekten in Münster/Westfalen, 1997, oder der Biennale di Venezia, 1999.

Ästhetik und Zweckorientierung verbinden sich auch bei dem “Quintenzirkel” (2008/12), denn er ist eine Skulptur, eine Sitzbank, ein Klangkunstwerk und ein Versammlungsort zugleich. Die Skulptur wurde erstmals 2008 in Nantes installiert, allerdings umfasste sie damals eine Säule. In der Verbindung mit einem Olivenbaum im Zentrum kommt der “Quintenzirkel” im Foyer vom Museum Ostwall nun erstmals zur Aufstellung.

Die Skulptur “Quintenzirkel” besteht aus 13 grünen Gitter/Harzmodulen sowie einer Licht- und Soundanlage im Inneren der einzelnen Module. Diese modularen Leuchtobjekte wurden zu einer kreisförmigen Sitzbank zusammengefügt. Aus jedem Segment erklingt dann jeweils ein Ton des Quintenzirkels, wenn sich eine Besucherin oder ein Besucher auf den Sensor in der Mitte eines Banksegmentes setzt. Der Quintenzirkel veranschaulicht in der Musiktheorie die Verwandtschaft der Tonarten untereinander; die Töne sind: C, G, D, A, E, H, Ges, Des, As, Es, B, F, C. Sind alle Module der Bank besetzt, entsteht ein polyphoner Klang aus den dreizehn unterschiedlichen Tönen; bei teilweiser Besetzung der Bank sind unterschiedliche Tonkombinationen möglich.

Winter/Hörbelt arbeiten durch ihre Kunstwerke seit den 1990er Jahren an der Veränderung des Skulpturenbegriffs mit: kam die Skulptur seit der Renaissance quasi aus der Wandnische auf den Sockel und sollte “von allen Seiten schön sein”, wurde sie bekanntlich im 20. Jahrhundert vom Sockel geholt und auf den Boden gestellt. Der Gedanke war, eine gleiche Ebene zwischen Skulptur und Betrachterin/Betrachter zu schaffen. Seit den späten 1960er Jahren arbeiteten mehr und mehr Künstlerinnen und Künstlern ortsspezifisch. Von dieser Ortsbezogenheit lösten sich aber in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Künstlerinnen und Künstler wieder, um Skulpturen zu schaffen, die
nicht zwingend an einen Ort gebunden sind. Sie haben dann neben ihrer ästhetischen Qualität auch praktische Funktionen, im Sinne der Markierung eines Versammlungs-, Informationsorts etc.

Ganz in diesem Sinne sind der “Quintenzirkel” oder die “Kastenhäuser” zu sehen. Die beiden Künstler entwickelten aber auch Skulpturen mit Spielfunktion, die den Betrachter als aktiven Part in das Kunstwerk miteinbeziehen. Das Künstlerteam erfindet mit anderen Worten architektonische begehbare Skulpturen und interaktive Installationen, die neue Raumerfahrungen ermöglichen. Wie sehr die Skulpturen von Winter/Hörbelt einen Raum atmosphärisch prägen können, zeigt die Aufstellung der interaktiven Klangskulptur „Quintenzirkel“ im Foyer des Dortmunder U: die ästhetische Funktion, die Bedeutung als zukünftiger Treffpunkt und die Erfahrung im Klangraum kommen hier zusammen.

www.museumostwall.dortmund.de

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